Was ist das Spike-Protein?
Das Spike-Protein ist ein Oberflächenprotein von Coronaviren, einschließlich SARS-CoV-2, das eine zentrale Rolle bei der Infektion menschlicher Zellen spielt. Es ermöglicht dem Virus, an den Angiotensin-konvertierende Enzym 2 (ACE2)-Rezeptor auf der Zelloberfläche zu binden und so in die Zellen einzudringen.
Neben ihrer Rolle im Infektionsprozess sind Spike-Proteine für eine Reihe von Immunreaktionen verantwortlich. Sie können:
(chronische) Entzündungsprozesse aktivieren.
zu einer direkten Gewebeschädigung führen,
oder auch autoimmune Prozesse auslösen.
Die anhaltende Präsenz von Spike-Proteinen wurde mit Long-COVID- sowie Post-VAC-Symptomen sowie kardiovaskulären und neurologischen Beschwerden in Verbindung gebracht.
Was ist eine Spikeopathie bei Long-COVID oder Post-VAC-Syndrom?
Der Begriff Spikeopathie bezeichnet gesundheitliche Auswirkungen, die durch das Spike-Protein entstehen, sei es nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 oder nach einer mRNA-Impfung. Dabei bezieht sich der Begriff insbesondere auf die persistierende Präsenz oder die kontinuierliche Bildung von Spike-Proteinen im Körper, die nicht vollständig abgebaut oder ausgeschieden werden. Diese Persistenz kann dazu führen, dass das Spike-Protein sich längerfristig oder rezidivierend an ACE2-Rezeptoren heften und Schäden in verschiedenen Geweben verursachen. Zu den möglichen Folgen gehören Entzündungen, direkte Schädigungen, Autoimmunreaktionen und Beeinträchtigungen des Kommunikation im Nervensystem beziehungsweise zwischen Gefäß- und Nervensystem.
Was ist das ACE2?
Das Angiotensin-konvertierende Enzym 2 (ACE2) ist Teil des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) und wandelt Angiotensin II, ein vasokonstriktives und proinflammatorisches Molekül, in Angiotensin-(1-7) um, das gefäßerweiternd, entzündungshemmend und organprotektiv wirkt, wodurch es eine zentrale Rolle in der Regulation von Blutdruck, Entzündung und Gewebeschäden spielt.
Das Spike-Protein von SARS-CoV-2 bindet mit hoher Affinität an den ACE2-Rezeptor, um den zellulären Eintritt des Virus zu ermöglichen. Diese Interaktion führt zu einer Downregulation der ACE2-Expression an der Zelloberfläche, was die Schutzfunktionen des ACE2-Enzyms im Renin-Angiotensin-System (RAS) beeinträchtigen kann. Die resultierende Dysbalance zugunsten von Angiotensin II fördert vasokonstriktive, proinflammatorische und prothrombotische Prozesse, die zu Gewebeschäden und systemischen Komplikationen beitragen können
ACE2 wird nicht nur in den primären Zielgeweben wie Lunge und Endothel exprimiert, sondern auch in anderen Organen und Zelltypen, was die systemischen Auswirkungen einer Spikeopathie bei Long COVID oder Post-VAC-Syndrom erklären könnte.
Wo wird überall ACE-2 exprimiert?
Lungenzellen
Typ-II-Alveolarzellen exprimieren ACE2 besonders stark. Sie sind essenziell für die Produktion von Surfactant, der die Lungenelastizität aufrechterhält. Eine Dysregulation durch Spike-Proteine kann zu Entzündungen, alveolären Schäden und Fibrosen führen.
Endothelzellen
ACE2 ist auf Endothelzellen der Blutgefäße weit verbreitet. Schäden durch Spike-Proteine können zu vaskulärer Dysfunktion, Thrombosen und erhöhtem Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte führen.
Nervenzellen und Gliazellen
Im zentralen Nervensystem (ZNS) sind ACE2-Rezeptoren auf Neuronen und Gliazellen lokalisiert, insbesondere in Bereichen wie dem Hypothalamus und dem Hirnstamm. Schäden können neuroinflammatorische Prozesse, autonome Dysregulation und Symptome wie Fatigue oder kognitive Störungen auslösen.
Mastzellen
ACE2-Expression in Mastzellen ermöglicht deren Aktivierung durch Spike-Proteine, was zu allergieähnlichen Reaktionen und einer Verstärkung entzündlicher Prozesse führen kann.
Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten)
ACE2 ist auf Kardiomyozyten und Fibroblasten des Herzens präsent. Die Interaktion mit Spike-Proteinen kann Myokarditis, Arrhythmien und Herzinsuffizienz begünstigen.
Darmepithelzellen
Der Dünndarm, insbesondere das Ileum, weist eine hohe ACE2-Expression auf. Dies kann zu gastrointestinalen Symptomen wie Durchfall und entzündlichen Prozessen führen.
Nierenzellen
Proximal-tubuläre Epithelzellen in der Niere exprimieren ACE2. Schäden können Proteinurie und eine eingeschränkte Nierenfunktion hervorrufen.
Bauchspeicheldrüsenzellen (Pankreaszellen)
ACE2 wird auch auf Betazellen des Pankreas exprimiert, was eine mögliche Erklärung für akute oder chronische Störungen des Glukosestoffwechsels bei COVID-19 ist (Yang et al., 2020).
Wie funktioniert die mRNA-Impfung?
mRNA-Impfstoffe, wie die gegen SARS-CoV-2, enthalten einen genetischen Bauplan für das Spike-Protein. Nach der Injektion gelangt die mRNA in menschliche Zellen, wo sie von den Ribosomen in Spike-Proteine übersetzt wird. Diese Proteine werden an die Zelloberfläche transportiert, wo sie das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anregen.
Die mRNA wird in der Regel dabei schnell abgebaut, ebenso wie die gebildeten Spike-Proteine, die nicht für Langzeitverbleib im Körper konzipiert sind. Dennoch gibt es Berichte über seltene Nebenwirkungen, die mit der Impfreaktion in Verbindung gebracht werden, darunter:
Myokarditis und Perikarditis: Besonders bei jungen Männern.
Thrombosen mit Thrombozytopenie: Insbesondere bei Vektor-Impfstoffen.
Autoimmunreaktionen: In Einzelfällen dokumentiert, z. B. Lupus oder Autoimmunhepatitis.
Einige Studien weisen darauf hin, dass eine persistierende Immunaktivierung in seltenen Fällen längerfristige Beschwerden verursachen kann. Dies ist jedoch nicht die Regel. Theoretisch könnte eine kontinuierliche Produktion von Spike-Proteinen durch mRNA oder ein unzureichender Abbau dieser Proteine eine Rolle bei der Entstehung von Long-COVID-ähnlichen Symptomen nach einer Impfung im Rahmen eines Post-Vac-Syndroms spielen. Welche Faktoren dazu führen, dass dies bei einigen Menschen auftritt und bei anderen nicht, ist derzeit unklar. Es handelt sich bislang um spekulative Annahmen, die wissenschaftlich nicht belegt sind.
In Einzelfällen wurde nachgewiesen, dass freies Spike-Protein im Blut oder in Immunzellen nachweisbar ist – selbst wenn die SARS-CoV-2-Infektion bereits überwunden ist oder ausschließlich eine Impfung erfolgte. Allerdings gibt es hierzu noch keine umfassenden Studien, die diese Beobachtung systematisch untersucht haben.
Wie werde ich Spike-Proteine wieder los?
Um mögliche Spike-Proteine bei Long COVID oder Post-VAC-Syndrom aus dem Körper zu entfernen und deren Auswirkungen zu minimieren, gibt es verschiedene Ansätze, die auf die Unterstützung der körpereigenen Entgiftungsmechanismen abzielen. Hierzu verwendet man unter anderem Nahrungsergänzungsmittel sowie Medikamente.
Hier werden im Einzelnen mögliche unterstützende Maßnahmen nach Funktion dargestellt. Die Kombination und Dosierung der einzelnen Präparate sollte durch eine medizinische Fachpersonen abgestimmt werden. Dies ist nur eine Übersicht.
Unterstützung der körpereigenen Entgiftung
Die Unterstützung der körpereigenen Entgiftungssysteme ist essenziell, um Spike-Proteine und deren potenzielle Auswirkungen zu reduzieren. Dabei spielt die Leber eine zentrale Rolle, aber auch der Darm und das Lymphsystem können gezielt unterstützt werden:
Mariendistel (Silymarin): Unterstützt die Leber in ihrer Funktion, Schadstoffe zu filtern und auszuscheiden. Silymarin wirkt antioxidativ und regenerativ auf die Leberzellen.
Zeolith und Bentonit: Binden Schadstoffe, Schwermetalle und andere Toxine im Darm und fördern deren Ausscheidung.
N-Acetylcystein (NAC): Fördert die Bildung von Glutathion, dem zentralen Antioxidans in der Leber, und unterstützt die Entgiftung.
Mikronährstoffe für die Zellregeneration und Immunfunktion
Mikronährstoffe sind essenziell für die Funktion von Zellen, die Immunabwehr und die Entgiftung. Nach einer Spike-Belastung können folgende Stoffe ergänzt werden:
Zink: Essenziell für die Immunfunktion, die Zellregeneration und die Reparaturprozesse. Zink hemmt zudem entzündliche Prozesse und stabilisiert die Zellmembranen.
Magnesium: Unterstützt den Energiestoffwechsel, wirkt entzündungshemmend und fördert die Muskelentspannung. Es ist essenziell für mehr als 300 enzymatische Prozesse im Körper.
Selen: Als Bestandteil antioxidativer Enzyme schützt Selen die Zellen vor oxidativen Schäden und unterstützt die Immunfunktion. Es ist besonders wichtig für die Schilddrüsengesundheit und die Entgiftung.
B-Vitamine:
Vitamin B6 (Pyridoxin): Unterstützt die Produktion von Neurotransmittern und die Immunfunktion.
Vitamin B12 (Methylcobalamin): Essenziell für die Zellteilung, die DNA-Synthese und die Nervenfunktion.
Folsäure (Folat): Fördert die Zellregeneration und hilft beim Abbau von Homocystein, das entzündungsfördernd wirkt.
3. Oxidativer Stress und Antioxidantien
Spike-Proteine können oxidativen Stress auslösen, der Zellen schädigt und Entzündungen verstärkt. Antioxidantien sind entscheidend, um freie Radikale zu neutralisieren und die Zellgesundheit zu schützen:
Vitamin C: Wirkt als starkes Antioxidans und unterstützt die Reparatur von Geweben. Es hilft, freie Radikale zu neutralisieren und das Immunsystem zu stärken.
Vitamin E: Schützt Zellmembranen vor oxidativen Schäden und fördert die Regeneration von Vitamin C.
Glutathion: Das zentrale Antioxidans des Körpers unterstützt die Entgiftung in der Leber und schützt die Mitochondrien vor Schäden durch freie Radikale. Es kann direkt oder durch Vorstufen wie N-Acetylcystein (NAC) ergänzt werden.
Alpha-Liponsäure (ALA): Regeneriert Antioxidantien wie Vitamin C und E und unterstützt die Entgiftung von Schwermetallen. Sie schützt die Mitochondrien und verbessert die Energieproduktion in den Zellen.
Resveratrol: Dieser Pflanzenstoff schützt die Gefäße vor oxidativen Schäden und wirkt entzündungshemmend. Er kann die Aktivität der Mitochondrien fördern und Zellschäden reduzieren.
Entzündungshemmung durch pflanzliche Substanzen
Chronische Entzündungen, die durch Spike-Proteine ausgelöst werden können, lassen sich durch pflanzliche Substanzen regulieren:
Curcumin (Kurkuma): Wirkt stark entzündungshemmend und antioxidativ. Es kann die Funktion von Immunzellen verbessern und entzündungsfördernde Zytokine hemmen.
Quercetin: Stabilisiert Mastzellen, reduziert die Freisetzung von Histamin und wirkt entzündungshemmend. Es hilft zudem, oxidativen Stress zu reduzieren.
Silymarin (Mariendistel): Fördert die Leberentgiftung und schützt die Leberzellen vor Schäden durch Entzündungen und Toxine.
Omega-3-Fettsäuren: Aus Fisch- oder Algenöl, wirken entzündungshemmend und fördern die Zellmembranregeneration.
5. Darmgesundheit und Unterstützung der Ausleitung
Eine gesunde Darmflora und eine intakte Darmbarriere sind entscheidend für die Immunregulation und die Ausleitung von Toxinen:
Probiotika: Fördern eine gesunde Balance der Darmflora und stärken die Immunabwehr. Präparate mit Lactobacillus- und Bifidobakterien-Stämmen sind besonders empfehlenswert.
Ballaststoffe: Unterstützen die Bindung und Ausscheidung von Toxinen im Darm und fördern die Darmbewegung. Quellen sind Flohsamenschalen, Leinsamen oder ballaststoffreiche Lebensmittel wie Haferkleie.
Zeolith und Bentonit: Binden Toxine und Schwermetalle im Darm, bevor sie in den Blutkreislauf gelangen.
Welche zusätzlichen medikamentösen Möglichkeiten gibt es?
Um mögliche Auswirkungen von Spike-Proteinen zu reduzieren, können bestimmte Medikamente eine unterstützende Rolle spielen. Diese zielen darauf ab, Entzündungen zu hemmen, die Immunantwort zu modulieren oder die körpereigenen Entgiftungsmechanismen zu stärken:
N-Acetylcystein (NAC): NAC fördert die Produktion von Glutathion, einem wichtigen Antioxidans, das die Leberentgiftung unterstützt und oxidativen Stress reduziert.
Maraviroc/Pravastatin: Maraviroc, ein CCR5-Rezeptorantagonist, wurde ursprünglich für die HIV-Therapie entwickelt. Eine Fallserie mit 18 Teilnehmer:innen untersuchte die Kombination von Maraviroc und Pravastatin zur Behandlung von Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 Infection (PASC). Die Studie deutet darauf hin, dass diese Kombination entzündliche Prozesse modulieren könnte, die mit PASC verbunden sind.
Ivermectin: In einigen Studien wurde Ivermectin als entzündungshemmend beschrieben. Es wird diskutiert, ob es an der Bindung und Neutralisierung von Spike-Proteinen beteiligt sein könnte, allerdings fehlen hierzu umfassende wissenschaftliche Belege.
Acetylsalicylsäure (ASS): Als entzündungshemmendes und thrombozytenaggregationshemmendes Mittel kann ASS helfen, das Risiko für Mikrothrombosen zu reduzieren, die mit Spike-Protein-vermittelten Endothelschäden in Verbindung gebracht werden.
Low-Dose-Naltrexon (LDN): In niedrigen Dosierungen modifiziert Naltrexon das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend, was bei chronischen Beschwerden und autoimmunen Prozessen hilfreich sein kann.
Nikotinpflaster: Die Anwendung von Nikotinpflastern bei Long-COVID und Post-Vac-Syndrom könnte durch die Verdrängung von Spike-Proteinen oder Autoantikörpern von nikotinergen Acetylcholinrezeptoren die cholinerge Signalübertragung normalisieren und so Neuroinflammation sowie Symptome wie Fatigue und "Brain Fog" reduzieren.
Die Anwendung dieser Medikamente sollte stets individuell und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da deren Einsatz und Wirksamkeit je nach Fall variieren können.
Fazit
Das Spike-Protein, sei es durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 oder eine mRNA-Impfung gebildet, kann in seltenen Fällen persistieren und gesundheitliche Auswirkungen haben, die als Spikeopathie bezeichnet werden. Die genauen Mechanismen und Risikofaktoren sind jedoch bisher nicht abschließend geklärt.
Um die potenziellen Auswirkungen von Spike-Proteinen zu minimieren, stehen sowohl natürliche Unterstützungsmaßnahmen wie antioxidative Mikronährstoffe und pflanzliche Substanzen als auch Medikamente wie NAC, Maraviroc, Ivermectin, ASS und LDN zur Verfügung. Diese Therapien sollten immer individuell angepasst und unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden. Weitere Forschung ist dringend erforderlich, um die Langzeitauswirkungen und geeignete Behandlungsansätze besser zu verstehen.
Quellen:
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